Intelligenz

das vergangene Jahr 2021 hat uns viel abverlangt. Es hat uns das Sterben der Normalität vorgeführt. Mit dem Verstand ist das, was noch immer geschieht, nicht mehr logisch zu fassen. Auch - oder gerade die Intelligenten unter uns gelangen mit ihrem Wissen an Grenzen und halten sich verzweifelt fest an medial verbreiteten Glaubenssätzen. Zunächst nur wenige beginnen, Fragen zu stellen...

Aber was ist Intelligenz überhaupt?
Lt. Wikipedia ist sie neben vielen anderen Definitionsversuchen vor allem ".. erkennende und geistige Leistungsfähigkeit..".

Der Mensch nimmt für sich in Anspruch, intelligent zu sein. Intelligenz ist in unserer verkopften Gesellschaft sogar zum Qualitätsmerkmal für "Bildung" geworden, die leider seit der sog. Aufklärung ihre Ganzheitlichkeit verloren hat.
Abgesehen von besonderer Veranlagung für logisches Denken erfordert Intelligenz also eine "Bildung", die etwas über das Normale hinausgeht. Damit wird eine gewisse Erhöhung sichtbar, aus der die Bevölkerungsgruppe, die sich sogar "Intelligenz" nennt, gern auf die weniger gebildeten herabschaut.
Nimmt man das Wort "Bildung" als das, was es heißt, erkennt man es als einen Prozeß, der quasi bildgebend das Abbild oder die Kopie eines speziellen Wissens im Empfänger von Bildung erzeugt. Damit wird also Wissen vervielfältigt - man könnte auch sagen: es wird dem Empfängern "eingebildet".
So findet wie nebenbei ein weiteres Wort seine Erklärung.

Mit der Vervielfältigung von Wissen (das von den Bildungsempfängern leicht mit Wahrheit verwechselt wird) entsteht so eine Menge in ihrer Denkweise gleichgeschalteter Menschen, die einen großen Einfluß auf unser gesellschaftliches Leben ausüben.

Natürlich - zum Maß aller Dinge kann solche Intelligenz nicht taugen, auch wenn man das gern möchte.
Und natürlich muß ehrlicherweise gesagt werden, daß das kopierte Wissen nicht das einzige ist, was der "Intelligenzquotient" ausdrückt.

Nun ist es durchaus menschlich, in einer Gemeinschaft denen die Kompetenz wichtiger Entscheidungen zu überlassen, die das notwendige Wissen dazu haben.
Das war früher, als das Wissen noch etwas ganzheitlicher war, gut und sinnvoll und zum Wohle aller.
Leider hat sich "Wissen" ziemlich von Natur entfernt, eben weil auch die mainstream-Wissenschaft sich schon lange auf Irrwegen befindet.

Die Zeit verlangt von uns konsequent, alles Falsche loszulassen. Ich denke, auch ein Großteil unseres Wissens gehört dazu.
Um der Wahrheit ein Stück näher zu kommen, wäre schon viel gewonnen, würde man Intelligenz nicht auf Bildung reduzieren, sondern die "erkennende und geistige Leistungsfähigkeit" wörtlich nehmen..

Unsere intelligente Gesellschaft ist an einem Punkt angelangt, wo eine Rückbesinnung auf das Natürliche notwendig geworden ist.
Rückbesinnung sagt es schon richtig: der Blick zurück zeigt uns den Weg, den wir gegangen sind und den wir Fortschritt nannten. Wenn er ein Irrweg war, wird es Zeit, sich zu besinnen und umzukehren - aber nicht der Normalität der letzten Jahre wegen, denn die würde uns nur wieder an diesen Punkt führen und sollte gründlich losgelassen werden.
Es geht vielmehr darum, unsere - vor allem geistigen - Wurzeln wieder zu finden.
Nur von dort aus kann eine Neuorientierung erfolgen, die frei ist vom Ballast falscher Wertvorstellungen und Glaubenssätze.

Erinnern wir uns also daran, daß wir auch geistige Wesen sind. Befreien wir unsere "Intelligenz" von den Kopien fremden Wissens, welches wir für Wahrheit hielten und wenden uns dem zu, was ist.
Folgen wir unserer eigenen Wahrnehmung, unseren Gefühlen und unserer Intuition.
Das hat auch etwas mit Intelligenz zu tun:
mit "Emotionaler Intelligenz".

Lt. Wikipedia ist das "..die Fähigkeit, eigene oder fremde Gefühle wahrzunehmen, zu verstehen und zu beeinflussen..."
Auch hier gibt es wieder eine Fülle unscharfer intellektueller Definitionen.
Welche die richtige ist, weiß ich nicht. Aber ich erlaube mir mal, sie aus dem Blickwinkel unserer 5 Biologischen Naturgesetze zu betrachten.

Emotionale Intelligenz ist also eine gefühlsmäßige, uns innewohnende Intelligenz, die mit Verstand und Wissen nichts zu tun hat.
Sie wurde uns nicht "eingebildet", ist keine Kopie irgend eines fremden Wissens.
Sie ist vielmehr Bestandteil und Ausdruck unserer individuellen Ganzheit.

Sie ist die naturgegebene "menschliche" Seite unserer Intelligenz.

Sie hört ohne Worte, sieht ohne Augen und liegt doch immer richtig. Sie ist außerstande zu lügen und erkennt doch jede Lüge zuverlässig.
Ihr IQ ist mit intelligenten Methoden nicht meßbar.

Ihr Ausdruck sind Gefühle, die vom Geistigen bis hinunter zum Instinkt reichen.
Aus ihr entstehen Althruismus und Empathie - Werte einer Welt des Miteinanders, der Symbiose.

Das Bauchgefühl selbst, welches instinktiv über den Start eines SBS entscheidet, ist ein Bestandteil Emotionaler Intelligenz. Wir wissen, wie zuverlässig das auf unsere Biologie wirkt.
Damit hat diese Intelligenz den direkten Zugriff auf unsere Körperfunktionen, während der Verstand ihr Wirken ziemlich hilflos zu interpretieren sucht.

Aber wir lernen ja gerade - und das im besten Sinne durch die eigene Erfahrung - wie das Zusammenspiel von Gefühl und Körper funktioniert. Wenn das durch die eigene Wahrnehmung erfolgt, wird es nicht nur zu einem Wissen, sondern zur "Gewißheit".  

Folgen wir also unserer Emotionalen Intelligenz. Sie kennt uns am besten und weiß, was das Beste für uns ist.

Sie ist die naturgegebene Intelligenz, die alles hat, um uns sicher durchs Leben zu geleiten.

Gerade jetzt sollten wir sie walten lassen beim intuitiven Imaginieren unserer lebenswerten Zukunft, die erfühlt werden will, um zu entstehen.

Auch die bedingungslose Liebe ist ohne sie nicht denkbar. Vielleicht ist sie sogar ihr höchster Ausdruck.

Ich bin mir sicher, daß unsere Emotionale Intelligenz in naher Zukunft die Oberhoheit über unseren Verstand wiedererlangen wird.

Es ist gut, daß sie uns noch innewohnt.
 
Karlheinz Wagler

Januar 2022